von Marielle Kreienborg
Wenn Venedig sein modisches Gesicht zeigen könnte, wie würde es wohl aussehen? Diese Frage stellte sich die Berliner Designerin Isabel Vollrath in der Spring/Summer 2019 Kollektion “The Poetry of Light“ ihres Labels I’VR ISABEL VOLLRATH und gab auf der Berlin Fashionweek ihre modische Antwort. Schönheit versus Vergänglichkeit, Pracht versus Zerfall, Bewegung versus Statik, Wasser gegen Stein, Organisch versus Tektonisch, Erscheinen versus Verschwinden.
Die Designerin, die ein halbes Jahr bei Couturier Stefano Nicolao in Venedig gelernt hat, verarbeitete die Lagunenstadt in ihren Entwürfen und ihrer Farbgebung: das Rotbraun venezianischer Dächer, das strahlende Weiß istrischen Steins, Gold-, Kupfer-, Gelb- und Orangetöne der Paläste, eingebettet in Blaunuancen von Himmel und Wasser. Immer wieder kehrte der Siebdruck venezianischer Fenster, die in ihren Entwürfen zum vorherrschenden, ornamentalen Muster wurden.
Die gewünschte Dreidimensionalität der historischen Palazzi erzeugte sie, indem sie verschiedene Druckschichten übereinander legte, sie mit Gold- und Silberpigmenten verzierte, leichte Materialien wie Seidenorganza, Tüll oder Gaze mit festeren kontrastierte und Stickereien, Rüschen, Biesen, Schleifen, Plissée sowie kleiner und großer Fältelungen bediente, die der Kollektion ihren skulpturalen Charakter verliehen.
Auf diese Weise entstanden voluminöse Röcke, hochgeschnittene Kürbishosen, Stehkrägen, Steppjacken mit Puffärmeln und körpernahe – wie ferne Schnitte, deren Falten an venezianische Kuppeln erinnern und selbst auf dem legendären Maskenball garantiert für Aufsehen sorgen.
Passend dazu schwebten die Models in formvollendeter Leichtigkeit mit sleek zurückgekämmten Haaren und strengen Dutts über den Laufsteg. Die Musik unterstrich die Dramaturgie der aus Mode geschaffenen Theaterkulisse und mit der Wahl ihrer Models bewies Isabel Vollrath, dass Schönheit weder Alter noch Verfallsdatum kennt.