Es gibt nicht viele Superstars unter den deutschen Schauspielerinnen, aber Veronica Ferres ist ganz sicher eine von ihnen. Eine, die nahezu jeder kennt und aus verschiedenen Zeiten mit Filmen verbindet, die uns noch nach Jahrzehnten sehr präsent sind. Rossini, der erste große Durchbruch in den Neunzigern und andere Filme vom „Superweib“, über „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ bis „Klimt“ oder „Die Manns“ beschreiben das innere Bild, das sich uns eröffnet, als ein großes Puzzle, bei dem uns trotzdem das eine oder anderer Stück zu fehlen scheint. Ganz sicher die bewusste Entscheidung einer starken Frau, die der Öffentlichkeit nicht jeden Blickwinkel preisgeben möchte. Nur kein Seelenstriptease und schon gar nicht die eigene Familie auf die öffentliche Plattform ziehen, solange dies nicht jeder Einzelne selber möchte. Veronica Ferres ist, als wir sie persönlich in der Präsidentensuite des Waldorf Astoria in Berlin treffen, wunderbar normal, geerdet und wie eine fürsorgliche „Übermama“, die ihre Familie bei Laune hält.
Der ständige Switch zwischen hoher Professionalität bei einem ihrer ganz seltenen Modeshootings, zu der warmen und fürsorglichen Veronika, geht geschmeidig und ohne jegliche Attitüde. Nichts zu spüren von der angeblich distanzierten Diva, ganz im Gegenteil! So wird glaubhaft, was sie im folgenden Interview mit Chefredakteurin Susanne Filter über sich, ihre Einstellung zum Leben und über ihren neuesten Film „Unter deutschen Betten“ preisgibt. Während des Shootings schaut der Regisseur Jan Fehse vorbei, auf einen Kaffee und auch etwas länger. Er liebt den Facettenreichtum Veronicas, die sich für nichts zu schade sei, bereit alle ihre Grenzen in der Schauspielerei auszutesten und auch mal zu sprengen. „Dieser Film zeigt ganz viel von Veronicas Persönlichkeit“, so Fehse. Und damit ist nicht nur die unglaubliche Freude Veronicas an der Schauspielerei gemeint.
Q Veronica, Sie haben in Ihrem Leben als Schauspielerin, aber auch als Frau viele Rollen auszufüllen und der Terminkalender ist sicher straff organisiert. Was möchten Sie Ihrer 15jährigen Tochter bezüglich der Definition als Frau im Leben mitgeben?
F Ich lebe das, was meine Mutter mir schon vorgelebt hat. Sie hat drei Kinder auf die Welt gebracht und großgezogen und war dabei immer berufstätig. Um 12:00 Uhr mittags hat sie noch Kartoffeln auf dem Markt verkauft und mich um 13:30 Uhr auf die Welt gebracht. Kurz darauf ist sie schon wieder arbeiten gegangen. Sie hat ihren Beruf geliebt und der Markt war ihre Bühne. Meine Bühne ist heute Film und Fernsehen. Ich liebe meinen Beruf so sehr, dass ich verinnerlicht habe, was meine Eltern mir immer gesagt haben und zwar, dass wir uns einen Beruf suchen sollen, der uns so viel Spaß macht, bei dem wir gar nicht merken, dass wir arbeiten. Deswegen sage ich auch immer, dass ich sehr viel arbeite, aber eigentlich auch nie. Natürlich ist es manchmal hart und es gibt Momente in denen ich zweifle oder traurig bin oder mich frage, ob das alles so richtig ist. Aber das Positive überwiegt definitiv.
Q Was sind konkrete Werte, die Sie als Frau Ihrer Tochter gerne mitgeben würden?
F Selbstbestimmung, Nächstenliebe, Zuverlässigkeit, dass man Dinge, die man sagt auch wirklich tut.
Q Glauben Sie, dass sich das Frauenbild über die Jahre hinweg stark verändert hat? Gibt es für Sie Werte in der Frauenrolle, die nicht verhandelbar sind?
F Man muss auf jeden Fall dafür kämpfen, seine Werte durchzusetzen. Ganz wichtig ist den Mädchen beizubringen „Nein“ zu sagen, „Bis hierhin und nicht weiter“. Das habe ich schon früh versucht meiner Tochter beizubringen.
Q Wie sehen Sie eigentlich Ihre eigene Entwicklung? Sie haben so viele Rollen gespielt, sehr oft auch eine typisch deutsche Frau. Was könnte heute typisch für eine deutsche Frau sein, falls es so etwas gibt?
F Ich glaube nicht, dass es eine typisch deutsche Frau gibt. Ich denke jede einzelne Frau ist in ihrer Individualität ein Feuerwerk an Vielfalt. Genau das ist das Schöne. Ich glaube auch nicht, dass ich eine typisch deutsche Frau bin. Ich habe sehr viel südländisches Temperament in mir aber auch nordische Melancholie. Ich könnte gar nicht sagen, was typisch Deutsch ist. Vielleicht Disziplin.
Q Ja, das ist mir bei dem Shooting aufgefallen. Vor allem auch Ihre große Fürsorge, dass sich alle gut fühlen und auch mal selbst schnell etwas wegräumen. Das wirkt sehr geerdet. Ist das auch etwas, was Ihre Eltern Ihnen mitgegeben haben?
F Ja, absolut. Das ist mir einfach wichtig. Ich fühle mich nur so wohl, wenn sich alle im Raum wohl fühlen.
Q: Man kennt Sie immer perfekt gestylt und glamourös. Sind Sie das auch privat zu Hause, im Alltag?
F Nein, zu Hause bin ich nicht gestylt. Ich pflege mich immer sehr, aber ich liebe es in Turnschuhen herumzulaufen und bin zu Hause der lässige Jeanstyp. Ich habe in meinem Beruf die Möglichkeit und das Glück, mich zu verkleiden und in verschiedene Rollen zu schlüpfen, sodass ich es zu Hause genieße einfach mal ich zu sein. Ganz bequem und kuschelig.
Q: Wie stehen Sie zum Älterwerden?
F Ich werde gerne älter, denn wenn es nicht so wäre, wäre ich nicht mehr da. Ich versuche jedoch jeden Tag gegen die Gesetze der Schwerkraft zu kämpfen. Ich mache Sport, trinke viel Wasser und ernähre mich gesund.
Q Das heißt, die eine oder andere Falte macht Ihnen im Grunde nichts aus. Sind Schönheitsoperationen ein Thema für Sie?
F Nein, Schönheitsoperationen sind kein Thema für mich. Das man natürlich was macht, ist ganz klar, das ist jedem selbst überlassen und ein Stück Privacy.
Q Was kochen Sie am liebsten? Eher Westfälisch oder Bayrisch oder Asiatisch?
F Vor allem gesunde und frische Gerichte. Viel Gemüse, viel Italienisch. Ich habe auch ein ganz tolles Kochbuch über Quinoa. Wir experimentieren gerne herum. Wir haben letztens zum Beispiel einen Pizzaboden kreiert bestehend aus Blumenkohl. Auch Smoothies für die Kinder und einfach alles Mögliche.
Q Würden Sie sich selbst als Genussmensch bezeichnen?
F Ja, auf jeden Fall.
Q Sie sind in Ihrem Leben viel gereist und haben an verschiedenen Orten gelebt, wo fühlen Sie sich am meisten zu Hause?
F Natürlich bin ich in München zu Hause. Aber vor allem einfach da, wo meine Familie ist. Die Heimat trage ich in mir. Aber ich fühle mich auch nicht einsam, wenn ich alleine in einem anderen Land bin, zum Beispiel um einen Film zu drehen. Es ist nicht so, dass ich mich mit mir selbst nicht wohlfühle.
Q Der Regisseur Jan Fehse meinte, dass Sie in dem neuesten Film „Unter deutschen Betten“ viel von sich persönlich preisgegeben haben. Was würden Sie sagen, was haben Sie in dem Film von sich preisgegeben?
F Ich denke, es gab sehr viel Potenzial für komische Momente und das ich sehr viel Selbstironie zeige. Das heißt auch über Grenzen gehen, die man so nicht erwartet.
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Der Beitrag Interview mit Veronica Ferres: Prinzessin oder Räubertochter? erschien zuerst auf Culture.