Perrier trifft Jouët

Oh Lord, won’t you buy me…
20. Dezember 2017
Vorne Lächeln – hinten Turbo
20. Dezember 2017

von Stephanie Sommerfeld

Alles begann mit einer Liebesgeschichte…  Wir schreiben das Jahr 1810. Im beschaulichen Städtchen Épernay trifft der junge Korkhändler Pierre-Nicolas Perrier die 18jährige Rose-Adélaïde Jouët. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Kurz darauf hält Pierre um die Hand der Tochter eines Calvados-Herstellers an. Die Heirat sollte schon bald folgen und bereits​ ein Jahr darauf die Gründung de​s​ Maison Perrier-Jouët. ​Doch das Maison wurde nicht nur zu einer weltbekannten und immer noch florierenden Erfolgsstory, das Haus ist zugleich ein Haus aus Stein welches von Beginn an die Seele der Familie verkörpert​e, welches ununterbrochen seit mehr als 200 Jahren in Familienbesitz geblieben ist.

​Bereits k​urz nach dem Errichten der Maison begannen Pierre, dessen Eltern Weingutbesitzer waren, und Adèle Champagner zu produzieren. Der Perrier-Jouët war geboren. Schnell expandierten die Frischvermählten ​mit ihrem ​Geschäft und belieferten Champagner-Händler über die Grenzen Frankreichs hinaus. Der Wohnsitz der Perrier-Jouëts wurde zum Headquarter des Edelgetränkes. Doch die G​eschichte ist hier noch nicht zu Ende.

1850 erwarb der Schwiegersohn der mittlerweile weltweit bekannten Entrepreneure, Eugène Gallice, die heutige Maison Belle Époque. Gallice war passionierter Kunstsammler und Gründungsmitglied der französischen Gesellschaft für Kunstgeschichte. Seine Leidenschaft für Kunst färbte auf die Söhne Henri und Octave ab, der in den Kreisen der Pariser Avantgarde verkehrte. So kam es, dass der Pionier des französischen Jugendstils, Emile Gallé, das charakteristische Design des Perrier-Jouët Champagners entwarf.

Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1854 übernahm Charles Perrier die Firma und vererbte sie seinem Neffen Henri. Um seinen Vorfahren Tribut zu zollen und das Interesse des Familienclans für Kunst und Natur (Charles war Botaniker, der ganze Abhandlungen zum Weinbau verfasste) wiederzubeleben, hatte der Verwandte Michel Budin eine Idee: Nach der Übernahme des Geschäftes entschied der Jugendstil-Sammler das Anwesen in einen Ort zu verwandeln, wo Champagner-Kunst auf Schöne Kunst trifft. Dabei kam auch seine große Liebe zur Botanik nicht zu kurz und fand sich in einer Vielzahl von Möbelstücken und Dekors wieder.​ Das war die Geburtsstunde der Maison Belle Époque.

​Die wohl größte private Jugendstilsammlung ​Europas wurde zum selbstverständlichen Lebensumfeld der Familie Jouët. Wie in jedem Familiensitz gesellt sich zu der Kunst manchmal das Skurrile oder ausschließlich Dekorative. Nicht alles passt perfekt zueinander, ein gelebter Ort, von einer Familie geprägt, mit ganz persönlichen Geschichten und Einflüssen.

Heute, über 150 Jahre nach dem Erwerb des Hauses, gleicht die Maison einem ​Ort mit erlesener Kunst​, in dem d​ie Zeit stehen geblieben ​zu sein scheint. Vor zwei Jahren traf man den Entschluss die Maison Belle Epoque liebevoll zu renovieren und die Kunstschätze von dekorativen Unsinnigkeiten zu befreien.​ ​Erst nach aufwendigsten Renovierungsarbeiten, bei denen es galt, Kunsthandwerker ​mit dem Wissen aus den anderen Jahrhunderten ausfindig zu machen, wurde die Maison Belle Epoque nun wiedereröffnet.

Seiden- und Ledertapeten​, kunstvolle Bäder sowie renovierte Sessel und filigrane Möbel bilden nun das perfekt inszenierte wohnliche Flair um die familieneigenen Kunstwerke, darunter Skulpturen von Rodin oder ein Bild von Toulouse Lautrec , welches kraftvoll in Szene gesetzt wurde.

​Die Kunstleidenschaft geht jedoch weiter​ und so erwirbt die Familie weiterhin hochmoderne Kunstwerke, die einen besonderen Bezug zum Haus finden. Kuratorin Axelle de Buffévent wurde für die besagten zwei Jahre unter Vertrag genommen, um das Haus im alten Glanz, und man möchte sagen „noch schöner“ wiederauferstehen zu lassen, ohne den Geist des Hauses Perrier Jouët aus den Augen zu verlieren. „Es ging darum, das Haus in eine Welt zu verwandeln, wo die Vergangenheit geehrt, die Gegenwart gefeiert und die Zukunft mit offenen Armen begrüßt wird.“, so die Kuratorin.

​In ​einer niveau- und stimmungsvollen Gartenparty im Beisein von Supermodel Karolina Kurkova und Schauspielerin Yuri Ebihara ​wurde gerade erst die Maison Belle Epoque ​glanzvoll wiedereröffnet. Das älteste Champagnerhaus Frankreichs hat nicht nur hervorragenden Champagner, wie den fantastischen Belle Epoque, zu zelebrieren sondern nun nach langer Zeit auch wieder einen der schönsten und repräsentativen Maisons in der Champagne.​ Das Haus bleibt weiterhin ausschließlich besonderen Gästen von Perrier-Jouët vorbehalten und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. A hidden treasure.

Fotos: © Andreas Kühlken / Pernod Ricard Deutschland

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