Als Alexander Calder und Joan Miró sich 1928 in Paris trafen, war es für Calder der Beginn einer großen künstlerischen Karriere. Es war auch der Anfang einer innigen Freundschaft, die bis zu Calders Tod im Jahr 1978 andauerte. Ein Blick auf ihre Werke zeigt schnell ihre künstlerische Seelenverwandtschaft: das Spiel mit abstrakten Formen und Farben. So einzigartig beide Künstler auch waren, so sieht man doch etliche Parallelen zwischen dem körperlich schmächtigen Katalanen und dem mächtigen Amerikaner. Was Miró in den klassischen Kunstformen Malerei und Skulptur verwirklichte, hat bei Calder eine weitere Dimension gefunden: die, der Kinetik.
Die Kinetik ist das Teilgebiet der Mechanik, das sich mit Bewegungen von Körpern unter Einwirkung von Kräften beschäftigt. Wie Calders Vita belegt, ist seine Faszination für Physik nicht zufällig , denn bevor er sich Ende 1920 der Kunst widmete, studierte er Ingenieurwissenschaften. Seine Skulpturen sind daher eine gelungene Symbiose aus Kunst und Wissenschaft. Die mit Sorgfalt ausbalancierten Elemente kommen, wie bei einem Mobilé, durch Luftstöße in Bewegung und entfalten so erst ihre volle Wirkung. Calder stellt unter Beweis: Mobilés faszinieren nicht nur Babys. Ihre beruhigende Wirkung zeigt sich nachweislich auch bei „großen Kindern“. Er nimmt uns mit in die spielerische Fantasiewelt unserer Kindheit, die nie ganz verloren geht und uns auch als Erwachsene noch anspricht.
Calders Werke können aber nicht nur kunstverdrossene Museumsbesucher beeindrucken. Sie galten zu ihrer Entstehungszeit als so neuartig, dass er noch heute als Erfinder der kinetischen Kunst gilt. Bei manchen Werken bedient er sogar eine weitere Sinnesebene, nämlich die des Klangs. So werden die Bewegungen einiger Ausstellungstücke von perkussiven Geräuschen begleitet. Damit erhalten seine Skulpturen eine weitere Kompositionsebene, Klang und Bewegung werden zu einer bewusst erlebbaren Einheit.
Mag Calders Hauptwerk schon vor über einem halben Jahrhundert entstanden sein, seine Herangehensweise wirkt bis heute revolutionär. Seine Kunst wirft Fragen auf, die mit den herkömmlichen Mustern der Analyse schwer beantwortet werden können. „Genauso wie man mit Farben oder Formen komponieren kann, kann man dies auch mit Bewegungen.“ so Calder. Man kann seine Werke auch als erste Untersuchungen auf einem weitgehend unerforschten Terrain der Kunst betrachten. Diesen Herbst gibt es gleich mehrere Ausstellungen, die sich mit Calders Kunst beschäftigen u.a. in Denver, San Francisco und Rodez (Frankreich). Im Whitney Museum in New York liegt der Fokus der Ausstellung „Hypermobility“ im Bewegungsmoment seines Schaffens.
Bilder: © 2017 Calder Foundation, New York
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