Captain Nautilus

Vorne Lächeln – hinten Turbo
20. Dezember 2017
Bewegen wir es, bewegen wir es …
20. Dezember 2017

Vom Leben auf einer einsamen Insel träumen wir alle, der Pariser Architekt Vincent Callebaut träumt ein bisschen mehr davon. In seiner Vision der Zukunft entdecken die Menschen die Weltmeere als neuen Lebensraum für sich, dafür eignet sich laut Callebaut ein autarkes Dasein auf einer Insel. Darüber hinaus bedarf es des Umstands, dass das Eiland grün – im Sinne der Umweltfreundlichkeit – ist und somit nicht weiter zur Belastung der Natur beiträgt. Seine Vorstellungen realisierte der französische Architekt in einem Designentwurf von Wohninseln, die vor der Küste Rio de Janeiros entstehen und treiben sollen. Als Inspiration dienten ihm Quallen, die zugleich auch bei der Namensgebung des Projektes Pate standen: Aequorea.

Die Idee Vincent Callebauts war also klar: Mit ihren unzähligen Tentakeln findet sich die eher ergonomische Anatomie der Meeresbewohner im Bau der schwimmenden Inseln wieder. Überdimensionierte Kunststoffnesseln, die sich als eine Art Helix zu einem in sich gedrehten, keilförmigen Turm verbinden, stabilisieren das Gebilde im Meer. Die Underwater-Skyscraper reichen bis zu 1000 Meter in die Tiefe und bieten auf 250 Etagen mehr als 10.000 Wohnungen mit Platz für insgesamt 20.000 Gäste. Dabei sind die Unterkünfte vielfältig in ihrer Art: von der Größe einer klassischen Einraumwohnung bis zu 250 Quadratmeter große Appartements. Neben den Wohnräumen werden außerdem zahlreiche Möglichkeiten für effizientes Arbeiten geboten wie Büros, Coworking Spaces, aber auch Erziehungseinrichtungen. Auf Seefarmen, in Lagunen oder Korallengärten wird das Leben in und mit der Natur näher gebracht. Laut Architekt Callebaut mangelt es den Bewohnern auf den insgesamt 1,3 Quadratkilometern Inselfläche an nichts, was es nicht auch in einer gewöhnlichen Stadt gibt und kalkulierte hierfür mit Entstehungskosten 1950 Euro pro Quadratmeter ein.

Nicht nur die Unterkunft und die Unterhaltung sorgen auf den im Meer treibenden Ressorts für ein unabhängiges Leben; so werden auf den Inseln Algen, Obst wie auch Gemüse angebaut. Ein Landgang um sich zu ernähren, scheint somit überflüssig. Auch bei der Energieversorgung steht Callebauts Idee für einen neuartigen und modernen Ansatz: Das Projekt Aequorea ist frei von Öl, Kohle- oder Atomenergie und setzt vielmehr auf den Einsatz regenerativer Energie. Die Inseln sind für Callebaut ein Sprachohr an die Menschheit, um an diese zu appellieren, dass auch Ressourcen endlich sind und zu Neige gehen können. Bei der Wahl seiner Bausubstanzen setzt er auf Upcycling-Prozesse und nutzte für seine Inseln der Zukunft Algen sowie Plastik, welches aus Meeresabfällen stammt. Doch dem nicht genug: Die futuristischen Bauten sollen mittels 3-D-Drucker erschaffen werden. Mit Aequorea geht Callebaut nicht nur neue, umweltfreundliche und hochtechnologisierte Wege, sondern fordert zudem auch ein Umdenken der Menschheit ein, wonach auch das Meer als Fläche für Lebensraum künftig gesehen werden kann und sollte.

Fotos: © Vincent Callebaut Architectures

 

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